Gründe warum DAB scheitern wird

Ein harte Aussage, die ich aber hier begründen möchte und ich freue mich auf Gegenargumente. Die Vorteile einer digitalen Übertragung sind mir zwar bewußt, DAB+ ist aber keine Antwort auf die Schwächen von UKW.

Closed Shop Hardware

Es gibt nur wenige Hersteller von Empfangschipsätzen. Wie es auf der Senderseite aussieht weiß ich nicht, es steht zu vermuten daß die Situation dort noch schlimmer ist.

Haupthersteller schottet sich ab

Zumindest Frontier Silicon sieht sich selbst offensichtlich als Full Service OEM white-label Lieferant. Die Oberfläche der darauf basierenden Endgeräte und das Konzept z.B. eigene Sender zu speichern ist aber mit unkomfortabler Schrott noch wohlwollend umschrieben. Eigene Flexiblität oder eigene Ideen der Gerätenutzung sind nicht vorgesehen. Ein typisches Beispiel eines Unternehmens das die tatsächlichen Nutzer des Produktes als notwendiges, kostenverusachendes Übel ansieht.

Hohe Komplexität von Übertragungstechnik und Protokoll

Durch die (offensichtlich) hohe Komplexität, die inkompatible Änderung des Audiostandards (DAB -> DAB+) vor einigen Jahren und die Pflasterung des ganzen Übertragungsstandards mit Patenten sind die Markteintrittshürden hoch. Es ist davon auszugehen, daß diese Änderungen dem "Auffrischen" der Patentlaufzeiten dient. Entsprechend dürftig ist die Hardwareauswahl - die wenigen Geräte ähneln sich auch alle enorm, da sie alle auf den gleichen Chipsätzen und SDKs basieren.

DAB+: Nachteile im stationären Empfang

Die Welt ist vorangeschritten. Für stationären Empfang von mehr als nur einer handvoll lokaler Sender eignet sich eine Satellitenantenne mit einer passenden Softwarelösung deutlich besser als das Gefuckel mit einer "Wurfantenne" die bei den allermeisten DAB+ Radios dran ist. Alternativ gehen natürlich auch via DVB-C übertragene Radioprogramme im Kabel. Ist einem klassisches Radio nicht wichtig, gibt es stationär unzählige Internet-Streamingdienste die man meist mit einer schönen, quelloffenen Lösung selber gut so einrichten kann wie man das selber möchte.

DAB: Frequenzbereich ungeschickt

Die DAB Frequenzen liegen ungeschickt im ehemaligen TV Band III und konkurrieren im Endeffekt mit DVB-T/DVB-C. Eine Übertragung im Kabelfernsehen bietet sich nicht unmittelbar an, da die Übertragunstechnik anders ist als bei DVB-S für eine Kabelübertragung ineffizient ist. Vodafone scheint auch kein Interesse an einer DAB Übertragung im Kabel zu haben.

DAB+: Bitrate für Hifi zumeist nicht ausreichend.

In der irrigen Annahme Bandbreite massiv sparen zu müssen werden die meisten Programme in den DAB+ Bouquets totkomprimiert und mit sehr geringer Bitrate übertragen..

DAB+: technischer Bouquetzwang sorgt für hohe Zugangshürden

Der technisch bedingte Bouquetzwang (= Mehrere Programme in einer Übertragungsfrequenz) sorgt für hohe Kosten und Inflexibilität auf Senderseite. Durch das Gleichwellennetz ist auch die Abdeckung eines Bouquets starr vorgegeben. Die Idee die für diesen Zweck geplanten 1,5 GHz L-Band Frequenzen zu nutzen ist offensichtlich gescheitert.